Schulbau im internationalen Kontext: Herausforderungen und Chancen

Schulbau ist ein vielschichtiges Thema. Denn es geht nicht nur um die physische Gestaltung von Lernräumen, sondern auch um tiefgreifende pädagogische Überlegungen. Dabei stellt jedes Projekt eine eigene Herausforderung dar, geht von unterschiedlichen Voraussetzungen aus und erfordert daher eine individuelle Herangehensweise.

Vorüberlegungen und Besonderheiten des Schulbaus  

Wenn das Thema Bauen für Schulen interessant wird, drückt der Schuh meist schon länger: Die vorhandenen Räume sind zu klein, es können keine Schüler mehr aufgenommen werden oder Differenzierung, offene Lernräume und andere pädagogische Konzepte können nicht umgesetzt werden. Wie also zu mehr Platz kommen? Lässt sich der Bestand durch Raumtausch besser nutzen oder erweitern? Ist ein Umzug unumgänglich?

Wenn die Überlegungen in Richtung Umgestaltung gehen, stellt sich meist auch die Frage, was das Deutsche an einer Deutschen Auslandsschule ausmacht. Wie können deutsche Werte durch Raumgestaltung und Möblierung sichtbar gemacht werden? In der Kita der Sitzsack und viel Platz für freies Spiel? In der Schule Rückzugsmöglichkeiten für Gruppenarbeit oder konzentriertes Arbeiten? Welche Vorschriften und Brandschutzmaßnahmen gelten auch für deutsche Auslandsschulen?

Fachleute zu Rate ziehen

Schon bei den ersten Überlegungen ist es sinnvoll, Schulbauexperten anzusprechen und mit ins Boot zu holen. Denn das verkürzt in der Regel nicht nur die Projektdauer, sondern erspart oft auch aufwändige Recherchen und damit Geld.

Spezialisierte Architekturbüros kennen die Tücken des Schulbaus, bringen Expertise für das Bauen im Bestand mit, kennen die schulinternen Abläufe und lesen die Pläne der örtlichen Baufirmen kritisch. Denn bei Baukosten von mindestens 3.000 Euro pro Quadratmeter gilt es, Flächen optimal zu nutzen und nur bei sinnvollem Bedarf großzügig nach oben abzuweichen - auch wenn es auf den ersten Blick verlockend erscheint, Räume deutlich größer bauen zu lassen, kann das Geld an anderer Stelle meist besser eingesetzt werden.

Hinzu kommt, dass die Architekturbüros meist pädagogische Fachkräfte im Team haben, die die aktuellen Lernwelten im Blick haben und zum Beispiel die Laufwege und Ausstattungsmerkmale für die Naturwissenschaften kennen. Die Rollen der Experten können dabei unterschiedlich sein. Drei Beispiele:

  • Beraten – die Arbeit im Hintergrund: Den Bauherrn bzw. den Vorstand mit dem gesamten Fachwissen beraten und bei der Entscheidungsfindung unterstützen. Ist das Grundstück für das Projekt geeignet? Wie kann die gesamte Schulgemeinschaft in das Bauvorhaben und den Baufortschritt eingebunden und die Vor- und Nachteile einzelner Lösungen transparent dargestellt werden? Entspricht die Ausführung deutschen Standards?  
  • Impulse geben – immer mal wieder in Erscheinung treten: Wie lassen sich Räume im Bestand optimieren? Wie können Brandschutzvorschriften und Fluchtwege mit offenen Flurlösungen kombiniert werden? Wie können die Wege der Schülerinnen und Schüler optimiert werden, um den Schulalltag zu erleichtern (Wegekonzepte)? Passen die Angebote lokaler Unternehmen zu den Zielen der Schulgemeinschaft?
  • Aktiv mitarbeiten und Projekte steuern – die volle Präsenz: Welche Farben werden in den verschiedenen Bereichen der Schule verwendet? Zweidimensionale Pläne zum Leben erwecken und begreifbar machen; Vermittler zwischen allen am Bau Beteiligten sein.

Realistische Träume, zukunftsweisende Entscheidungen und deren Finanzierung

Ein weiteres Thema ist die Realisierbarkeit der Pläne. Wie bleibt man realistisch und lässt sich nicht von der aufregenden Vision mitreißen? Fast 5.000 Quadratmeter Neubaufläche? Eine riesige Chance für die Zukunft und ein enormes Potenzial für weiteres Wachstum! Aber braucht die Schule in Zukunft so viel Platz? Ist der Neubau für die Schulgemeinschaft gut erreichbar oder würde ein Umzug zu vermehrten Abmeldungen führen? Verlässliche Zahlen und gleichzeitig flexibles Reagieren auf Veränderungen sind gefragt.

Wichtig ist auch der Blick in die Zukunft: Wo steht die Schule in 10 oder 20 Jahren? Welches Wachstum ist angesichts sinkender Expat-Zahlen und globaler Krisen realistisch? Die Verantwortung des Vorstands ist groß – und geht weit über aktuelle Entscheidungen hinaus. Nach oben zu bauen ist oft einfacher als nach unten. Da kann die Rolle des Planungsexperten auch schnell zum Buhmann werden, der Träumereien einfängt und wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt.

Eng verbunden mit der Planung ist die Frage der Finanzierung. Wie viel Raum kann sich die Schule leisten? Was kann die Schule mit ihrem Geld realisieren und wie kann sie es sinnvoll einsetzen? Spezialisierte Architekturbüros unterstützen beispielsweise auch bei der Beantragung von Fördermitteln des Auswärtigen Amtes und stellen im Falle der Bewilligung sicher, dass die umgesetzten Maßnahmen den deutschen Standards entsprechen.

Fazit

Schulbau ist eine unglaublich spannende und vielseitige Aufgabe, die weit über das bloße Errichten von Gebäuden hinausgeht. Es bietet die fantastische Möglichkeit, dass verschiedene Disziplinen Hand in Hand arbeiten und ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse der Schulgemeinschaft entwickeln.

Das Projekt ist dann erfolgreich, wenn alle das Ziel kennen und noch miteinander reden. Transparente Kommunikation und langfristige Planung sind dabei das A und O.

Über den Autor: Daniel Fleer, Ingenieur Holztechnik, von gpe Projekt ist auf Schulbau spezialisiert und bringt seine Expertise weltweit ein, unter anderem in Kairo, Athen, Teneriffa, Zagreb, Melbourne und Boston. Dabei nimmt er unterschiedliche Rollen ein – er berät den Vorstand in Baufragen, erstellt Konzepte oder ist ganz „hands on“ mit auf der Baustelle und kontrolliert den Baufortschritte.